US-Präsident Donald Trump hat das G7-Treffen in Kanada vorzeitig verlassen. In Washington berief er den Nationalen Sicherheitsrat ein, um über den Krieg in Nahost zu beraten. Wie werden sich die USA entscheiden?

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Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran stellt US-Präsident Donald Trump vor eine der schwierigsten Entscheidungen seiner beiden Präsidentschaften. Am Dienstag verschärfte Trump den Ton gegenüber Teheran deutlich und nährte nach seiner überstürzten Abreise vom G7-Gipfel Spekulationen über ein mögliches Eingreifen der USA.

Worum geht es?

Trump stehe vor einer "wichtigen politischen und militärischen Entscheidung, die sein Vermächtnis im Nahen Osten bestimmen könnte", sagt Behnam Ben Taleblu, Direktor des Iran-Programms bei der neokonservativen US-Denkfabrik Foundation for Defense of Democracies (FDD) in Washington. Der Präsident berief am Dienstag den Nationalen Sicherheitsrat ein, um über die weiteren Schritte zu beraten.

Welche Optionen liegen auf dem Tisch?

Diskutiert werden in Washington mehrere Optionen. Sie reichen von erhöhtem Druck für eine Verhandlungslösung über militärische Hilfe für Israel bis hin zu einem Sturz der iranischen Führung. Vertreter der US-Regierung erklärten dazu, die Lage ändere sich "stündlich" und sei noch im Fluss. Trump halte sich deshalb alle Möglichkeiten offen.

Welches Szenario deutet sich an?

In Washington gibt es Hinweise darauf, dass Trump Israel beim Vorgehen gegen das iranische Atomprogramm militärisch unterstützen könnte. Dafür könnte der US-Präsident und Oberbefehlshaber Israel eine strategische Waffe zur Verfügung stellen, über die die Regierung von Benjamin Netanjahu nicht verfügt: Die GBU-57. Dabei handelt es sich um eine bunkerbrechende Bombe, mit der sich die unterirdische iranische Atomanlage Fordo südlich von Teheran "vollständig zerstören" ließe, wie der Iran-Experte Ali Vaez von der Denkfabrik International Crisis Group in Washington sagt. Zuvor hatten die USA bereits das Kriegsschiff USS Nimitz sowie Kampfflugzeuge in die Region verlegt.

Wie wahrscheinlich ist ein Sturz der iranischen Führung?

Trump selbst deutete diese Möglichkeit nun erstmals an. Er schrieb in seinem Onlinedienst Truth Social, die USA wüssten, wo sich Irans geistliches und politisches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei verstecke, der seit 1989 regiert. Der 86-Jährige sei ein "einfaches Ziel", aber bisher sicher, betonte Trump - und fügte hinzu: Es gebe keine Absicht, Chamenei zu töten - "zumindest vorerst nicht".

Könnte die Lage weiter eskalieren?

Ja. Als Wendepunkt wird in Washington ein möglicher iranischer Angriff auf US-Streitkräfte in der Region gesehen. Trump werde nicht tolerieren, dass irgendeinem US-Bürger "ein Haar gekrümmt würde", sagt ein Regierungsbeamter. Trump selbst warnte den Iran in Online-Posts davor, "Raketen auf Zivilisten oder amerikanische Soldaten abzufeuern".

Wie steht das Trump-Lager zu einer Intervention?

In Trumps Republikanischer Partei gibt es Falken, die für einen möglichst harten Kurs gegenüber dem Iran werben. Dazu gehört der US-Senator Lindsey Graham. Er rief den Präsidenten auf, zusammen mit Israel "aufs Ganze zu gehen" und Irans Atomprogramm ein für alle Mal zu beenden.

Ein sehr großes Gewicht hat in Trumps MAGA-Bewegung (kurz für Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) allerdings die Gruppe der Isolationisten, die die USA aus Konflikten weitgehend heraushalten wollen und ein Debakel wie im Irak nach dem Einmarsch 2003 fürchten. Zu letzteren gehört Vizepräsident JD Vance, selbst Irak-Veteran. Vance erklärte nun jedoch im Onlinedienst X, Trump könnte "zu dem Schluss kommen, dass er weitere Maßnahmen ergreifen muss, um die iranische (Uran-)Anreicherung zu beenden".

Gibt es noch eine Chance für Diplomatie?

Vor allem der französische Präsident Emmanuel Macron dringt auf eine diplomatische Lösung in dem Konflikt. Trump müsse alles tun, um alle Seiten wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen, forderte Macron. Er warnte im Fall eines Regimewechsels vor "Chaos".

Trump hatte Macron zuvor abgekanzelt, weil dieser "fälschlicherweise" angegeben habe, dem US-Präsidenten gehe es um eine Waffenruhe zwischen dem Iran und Israel. Die US-Nachrichtenseite Axios berichtete allerdings, Trump erwäge ein neues Treffen zwischen seinem Sondergesandten Steve Witkoff und dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi, um doch noch eine Verhandlungslösung zu erreichen. (afp/bearbeitet von cgo)